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Hormongabe in den Wechseljahren
Gesund in den Wechseljahren - was kann eine Hormongabe dazu beitragen?
Der Stoffwechsel vieler Frauen verändert sich in den Wechseljahren erheblich. Denn so sehr wie Östrogen, das in den Eierstöcken produziert wird, den Körper in jüngeren Jahren vor Diabetes, Herzinfarkt und Schlaganfall schützt, so sehr wirkt sich das Fehlen des Hormons aus, wenn die Eierstöcke ihre Tätigkeit einstellen. Prof. Dr. med. Joseph Neulen, Direktor der Universitäts-Frauenklinik Aachen, stellte auf der Pressekonferenz des FOKO 2016 aktuelle Erkenntnisse zu Stoffwechselerkrankungen von Frauen nach den Wechseljahren vor und erläuterte moderne Ansätze für deren Behandlung.
Die Grundlage für einen intakten Stoffwechsel und für ein langes Leben ist ein gesunder Lebensstil mit ausreichend Bewegung und mit einer vitaminreichen und nicht zu kalorienreichen Ernährung. Das wird allerdings mit steigendem Alter immer schwieriger: Es addieren sich häufig eine sitzende und immer weniger aktive Lebensweise, ein langsamer Abbau der Muskulatur und in der Folge ein ganz allmählich sinkender Grundumsatz, und nur sehr wenige Menschen passen dann ihre Ernährung den neuen Bedingungen an. So addieren sich in diesen Jahren ein immer geringerer Grundumsatz und eine dauerhaft minimal zu reichliche Ernährung. Zunächst sind es nur wenige Pfunde zu viel auf den Hüften, die sich dann aber im Lauf der Zeit ansammeln: Mehr als die Hälfte aller Frauen in Deutschland ist mit 55 Jahren übergewichtig. Bei manchen Frauen gerät nach und nach der gesamte Stoffwechsel aus dem Gleichgewicht. Diabetes, eine Verkalkung der Blutgefäße mit einem sehr deutlich ansteigenden Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall und Alzheimer sind die Folge.
Fehlen von Östrogen ist fatal
In dieser
Situation kommt dem Fehlen von Östrogen eine fatale Rolle zu: In Anwesenheit
ausreichender Mengen von Östrogen, also vor den Wechseljahren, können die
Körperzellen die Kalorien aus der Nahrung besser in Energie umwandeln; dadurch
bleiben weniger Energiequellen übrig, die dann in Fettsäuren umgewandelt, im
Fettgewebe, aber auch in den Wänden der Blutgefäße und in der Leber als
Speicherfett abgelegt und abgelagert werden. Östrogenmangel verhindert auch,
dass gespeichertes Fett später wieder zur Energiegewinnung herangezogen und in
Glucose umgewandelt wird. Deshalb sind diese Fettpolster im höheren Alter oft
sehr hartnäckig. Auch können steigende Blutzuckerspiegel einen Diabetes
mellitus mit all seinen Spätfolgen auslösen. Fehlt Östrogen, dann laufen alle
diese Prozesse beschleunigt ab.
Aber so fatal wie das Fehlen von Östrogen sich auswirken kann, so effektvoll
ist es, in dieser Situation die übliche Behandlung durch die Gabe von
Östrogenen zu ergänzen. Viele Studien belegen das. In Anwesenheit von Östrogen
können die meisten der beschriebenen Stoffwechselvorgänge wieder korrigiert
werden. So haben Frauen, die einen Diabetes mellitus Typ II haben, auch ein
stark erhöhtes Risiko, koronare Herzerkrankungen zu entwickeln. Wenn bei diesen
Frauen das Östrogen medikamentös auf die früheren Werte angehoben wird, dann
sinkt das Diabetes-Risiko um 40%.
Ob der Diabetes schon eine ernsthafte Bedrohung für den Körper darstellt, wird
heute nicht mehr anhand des Blutzuckers gemessen, sondern anhand des HbA1.
Damit wird roter Blutfarbstoff bezeichnet, dessen Aufbau durch den erhöhten
Zucker in einer typischen Weise gestört wurde. Ziel jeder
Diabetes-Behandlung ist es, den HbA1-Wert auf einen möglichst niedrigen Level
zu senken. Mit Östrogen können bei bestehendem Diabetes die HbA1-Werte deutlich
gesenkt werden, zusätzlich zu den Effekten, die mit anderen
Behandlungsstrategien erzielt werden.
Außerdem kann mit einer Hormongabe der typische Umbau der Körperform vom Hüft-
zum Bauchspeck oft verzögert oder verhindert werden. Das ist medizinisch
sinnvoll, denn die Fettablagerungen im Bauchraum führen zu ständigen
Entzündungsreaktionen im Organismus und werden - anders als der Hüftspeck - mit
einer Vielzahl von Erkrankungen in Verbindung gebracht.
Allerdings sind Östrogene allein kein Geheimrezept, wie Prof. Neulen betonte: „Viel
Bewegung und eine gesunde und möglichst nicht überschießende Ernährung sind das
Fundament für eine andauernde Gesundheit auch nach den Wechseljahren. Man darf
nicht glauben, dass es ausreicht, Hormone als Pflaster oder Tabletten zu nehmen
und dann so unsportlich und mit reichlicher Nahrungszufuhr weiterzumachen wie
bisher. Östrogene können das Gesundwerden unterstützen. Die Hauptarbeit bleibt
aber in jedem Fall eine Umstellung der Lebensweise."
Quelle: Pressemitteilung des Berufsverbandes der Frauenärzte e.V. und der Frauenärztlichen BundesAkademie GmbH